Rundweg der gastronomischen Versuchungen

Der Wanderweg Nr. 4 führt von Karlovasi Hafen hinauf nach Paleo und über einen bewaldeten Höhenzug wieder hinunter nach Potami. Von dort geht es entlang der Küstenstraße zurück zum Hafen. Insgesamt sind 9,4 Kilometer und 325 Höhenmeter zu bewältigen. Das ist in zwei bis drei Stunden gut zu schaffen. Eigentlich - wären da nicht die vielen Versuchungen.

 

Am besten man parkt das Auto unten am Hafen von Karlovasi und folgt der kleinen Gasse hinter der Eisdiele von Luigi bergan. Da haben wir schon gleich die erste große Versuchung. Aber man kann sich ja die kalten Köstlichkeiten als süßen Höhepunkt und Finale für den Rückweg aufheben - die Route endet schließlich wieder im Hafen. Die Gasse hinter der ersten Versuchung führt einige hundert Meter zur Asphaltstraße nach Paleo, die man bereits nach wenigen Metern nach links zum Treppenweg wieder verlässt. Die steinernen Stufen winden sich hinauf in den unteren Ortsteil Akamatra. Und da lauert schon die nächste gleichnamige Versuchung. Wer das Akamatra, diese typische Mεζεδοπωλειο noch nicht besucht hat, sollte sich tunlichst an einem der Tische der kleinen, lauschigen Platia niederlassen - bereuen ausgeschlossen.

 

Die Route führt über die Agios Triada weiter hinauf zur großen Platia im Ortsteil Galata, an der auch einige Autos parken können. Aber auch nur wenige, da dieser neu hergerichtete Platz von der dritten Versuchung heimgesucht wurde. Poppi und Spiros, ein junges und engagiertes Paar, haben kurz vor Ostern 2024 nach langem Umbau die ehemalige Taverne von Marianti und Dimitris neu eröffnet. An der Stelle, wo früher das legendäre "Mikro Parisi" die Tage und Nächte unsicher machte, sitzt man nun im splitternden Schatten einer mächtigen und uralten Platane und genießt das neue Zentrum - Neo Paleo. In der Küche wird das junge Paar von Spiros erfahrener Mutter unterstützt, die eine traditionelle Gemüseküche mit maritimen Besonderheiten überrascht - z. B. Sepia in Wildspinat(Xorta) gedünstet.

 

Der Wanderweg Nr. 4 geht direkt neben der neuen Taverne hinauf in Richtung der Kapelle Agios Isidoros und der Felsenkapelle von Agios Antonios. Bis zur nächsten Verführung dauert es nun eine Weile und einige Höhenmeter müssen bewältigt werden. Die zauberhafte Natur am Wegesrand und die vielen Ausblicke über die glitzernde Ägäis lohnen die Mühen allemal. Auf dem Bergkamm führt rechts ein Pfad zur Höhle des Heiligen Antonios. Diese ist keine Verführung, aber immerhin ein schönes Plätzchen zum Rasten.

 

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Die Nummer 4 folgt einige Zeit dem bewaldeten und schattigen Bergrücken, bis sie plötzlich in eine offene, leider brandgeschädigte Bergflanke übergeht. Und von nun an geht es bergab. Bald leuchtet auch schon die türkisene Potamibucht aus dem Brombeergestrüpp und im Nu ist man unten und landet neben dem Cafe Del Mundo auf der asphaltierten Küstenstraße.

 

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Bevor diese Straße Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts aus den mächtigen Felsen gesprengt wurde, war der heutige Wanderweg Nr. 4 die einzige begehbare Verbindung von Karlovasi zu der fruchtbaren Schwemmlandebene von Potami. Wenn im Sommer der Meltemi tobte und Potami nicht übers Meer zu erreichen war, zogen täglich Karawanen von Menschen und Muli hin und zurück.

 

 

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Die Bauern kamen zum Säen, Jäten oder zum Ernten. Niemand hatte Zeit für ein erfrischendes Bad im Meer. Strandtavernen mit leckerem Essen und kühlen Getränken gab es natürlich auch noch nicht - aber heute. Die letzte Versuchung ist gleich eine dreifache: Man kann zwischen dem Hippys, Babis Potami Beach Bar und dem Cafe Del Mundo wählen. Und sich davor, dazwischen oder danach am Potamistrand ausruhen und ausgiebig baden. Der Rückweg über die Asphaltstraße ist vergleichsweise bequem. Die armen Bauersleute von dazumal hatten es dagegen schwerer. Sie erwartete im Hafen von Karlovasi auch kein leckerer Eisbecher bei Luigi - schon vergessen?

 

Photos by W. Schoendorf

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