Thessalische Düfte im Schatten einer uralten Platane

In einigen Dörfern der Insel sind über die Jahre alteingesessene Tavernen verschwunden, weil sie niemand weiterführen wollte. Nicht so in Paleo Karlovasi. Vor zwei Jahren hat das Akamatra an der kleinen Platia eröffnet und eine erstaunliche Erfolgsgeschichte hingelegt – der Laden ist jetzt schon eine Legende. Nun gibt es eine zweite neue Taverne, das Paleó. Popi und Spiros, ein junges und engagiertes Paar, haben kurz vor Ostern 2024 nach langem Umbau die ehemalige Taverne von Marianti und Dimitris an der großen Platia neu eröffnet.

 

Die parkenden Autos sind zurückgedrängt, und das Dorf hat sich sein altes Zentrum im schattigen Schutz einer mächtigen, uralten Platane zurückerobert. Ein wunderbarer Platz. An den heißen Sommertagen und -nächten ist es vielleicht eine der kühlsten Stellen der ganzen Gegend. Aus der tiefen, grünen Schlucht strömt immer ein kühles Lüftchen. "Tο δροσερό ρεύμα" heißt es hier. Spiros hat gemeinsam mit den Kindern vom Dorf den Eingang zur Schlucht vom Müll befreit und im tiefen Schatten eine hölzerne Hängematte installiert – das ist nun der neue Abenteuerspielplatz der Dorfjugend.

 

 

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Die Küche der neuen Taverne fühlt sich dem Namen Paleó verbunden, der eine Abwandlung von "παλιά" für alt bzw. althergebracht ist. Popi und Spiros bieten daher konsequent nur traditionelle griechische Gerichte an. Dabei sollen die Grundkomponenten und einzelnen Zutaten jedes Gerichts geschmacklich noch erkennbar bleiben. Die Gerichte, die morgens in Kasserollen zubereitet wurden, werden mittags oder abends lauwarm serviert. Eine erneute Erhitzung in einer Mikrowelle, wie sie mittlerweile in vielen anderen Lokalen üblich ist, lehnen die beiden ab. Dadurch würden die vielen feinen Aromen von heimischen Wildkräutern wie Oregano, Thymian und Rosmarin sowie der typische, langsam eingekochte Fisch- oder Fleischgeschmack zerstört.

 

 

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Sehr originell sind auch die Speisekarten. Handelsübliche Schulhefte mit handgemaltem Logo und handgeschriebenen Speisen – je ein Heft auf Englisch und eines auf Griechisch. Popi kann das, sie hat Talent. Zudem ist es preiswert und äußerst praktisch. Vor allem, wenn die Speisen häufig an saisonale Bedingungen angepasst werden müssen.

 

 

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Spiros Familie stammt aus dem mittelgriechischen Karditsa, aus dem "Brotkorb" Griechenlands. Die thessalische Küche ist für raffinierte und aufwendige Gerichte mit ausgewählten Zutaten bekannt, wie Blätterteig mit Rinderhackfleisch-Lauch-Füllung. Und da Spiros' Mama Stamatia die kulinarische Ideengeberin in der Küche ist, werden die Geschmacksknospen der Gäste mit thessalischen Aromen und Kreationen verwöhnt – eine große Bereicherung der samiotischen Küche. Neben Kasserollen und Schmorgerichten wie Sepia in Wildspinat oder Galeos eingekocht in Tomatensoße mit Wacholderbeeren wird auch Fleisch oder Fisch am Außengrill zubereitet. Unter den Salaten gibt es eine Besonderheit, die man sich nicht entgehen lassen sollte: den Dako-Salat. Üblicherweise nimmt man auf Samos ordinären Zwieback. Im Paleó verwendet man köstliches Johannisbrot in Kombination mit milden Mizithrastückchen, Kapern, klein geschnittenen Tomaten, entkernten Oliven und etwas Wildspinat.

 

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Das Paleó hat jeden Tag ab Mittag geöffnet und ist ein idealer Zwischenstopp für Wanderfreunde und auch größere Gruppen, die auf der Nr. 4 unterwegs sind.

 

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Photos by W. Schoendorf

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